Goldbrüstchen
Sporaeginthus subflava

(Quelle: AZ-Nachrichten 6/2002)

Geschrieben von Manfred Giebing


Allgemeines
Wann die ersten Goldbrüstchen nach Europa kamen und über die Erstzucht dieses kleinen Prachtfinken ist nichts bekannt. Er verdankt seine Beliebtheit nicht nur seiner Farbe, sondern auch seine Verträglichkeit und Genügsamkeit trug dazu bei. Sein zudem annehmbarer Preis ist, so meine ich, für jedermann erschwinglich.
Das Goldbrüstchen Sporaeginthus subflavus (Vieill., 1819) bildet allein die Gattung Sporaeginthus Cab. 1851 und wird nach WOLTERS in die Familie der Prachtfinken Estrildidae gestellt. An Unterarten sind subflavus, miniata, niethammeri, clarkei vorhanden.

Verbreitung, Lebensraum
Aethiopis von Senegal, Sierra Leone, Nigeria, dem Sudan und Äthiopien südwarts bis Südangola, Südsambia und durch Rhodesien und Mocambique bis zum Vaal (lokal) und durch Natal bis Transkei und zur östlichen Kapprovinz Südafrikas und Südwest-Arabien. Das Goldbrüstchen bewohnt die Hochgras- und Schilfbestände in Wassernähe, gleichgültig ob es im Flachland oder in Höhen bis zu 2500 Meter ist. Sind geeignete Lebensräume vorhanden, so geht es bis an die Ortsränder vor.

Kennzeichen
Das Goldbrüstchen gehört mit seinen neun Zentimetern Länge zu den kleinsten Prachtfinken. Das Männchen bei subflavus trägt eine roten Überaugenstreif und schwarze Zügel. Sein übriges Kopfgefieder, Rücken, Flügel und Körperseiten sind olivgrün-grau. Bürzel und Oberschwanzdecken sind rot. Während der Schwanz schwarz ist, sind seine Einzelfedern an der Spitze hell gesäumt und die beiden äußeren besitzen helle Außenfahnen. Kinn, Kehle, Brust, Bauch und Unterschwanzdecken sind goldgelb, aber am Kopf und den Unterschwanzdecken sehr kräftig orange überflogen. Die Flanken sind bis zum Hals mit gelblicher Querbänderung versehen. Der rote Schnabel ist oben und am Ansatz schwarz. Die Beine sind fleischfarben. Bei miniatus sind die Brust und der Bauch stark orange bis orangerot und mit kräftigem Rot vermischt. Bei clarkei ist die Unterseite gelb und die Unterschwanzdecken sind nur leicht orangefarben. Auf der Vorderbrust ist ein oranger Fleck. Verschiedene Individuen haben eine mit orangerot vermischte Unterseite. Das Auge ist rot. Die Weibchen zeigen auf der Oberseite die Farbe der Männchen, nur etwas matter. Ebenso ist das Rot der Unterschwanzdecken matter, verwaschener und ohne Orange. Die Unterseite ist blassgelb. Der rote Überaugenstreif fehlt. Die Augenfarbe ist rotbraun. Der Jungvogel ist oberseits graubraun, ohne Rot an Bürzel und Oberschwanzdecken, unterseits matt gelbbraun und ohne Querbänderung der Körperseiten. Auch sie haben keinen Überaugenstreif. Ihr Schnabel ist schwarz. Das Auge ist bräunlich. Der Nestling ist hell fleischfarben und trägt auf Kopf und Rücken helle Dunen. Der Schnabel ist schwarz. Die Rachenzeichnung besteht aus fünf dunklen Punkten im Gaumen. Die Zunge hat eine schwarz Spitze und zwei Punkte. Im Unterschnabel ist ein schwarzer Halbmond an dessen Ende sich je ein kleiner Punkt befindet. Auf der Innenseite der weißen Wülste befinden sich in Ober- und Unterschnabel je zwei schwarze Flecken.

Verhalten, Stimme
Das Goldbrüstchen ist verträglich und gesellig, außer in der Brutzeit gegen Artgenossen. Sie sind nicht scheu. Die Unterart clarkei scheint selber keine Nester zu bauen, sie suchen sich geschlossene Nester und legen sie nur neu aus. Ansonsten ähnelt sein Verhalten dem Tigerfinken. Der Gesang des Goldbrüstchens ist einfacher als der des Tigerfinken. Er besteht aus einem eintönigen Schilpen, welches sperlingshaft klingt, in seinem Rhythmus dem Weidenlaubsänger gleicht und wie „Schilp-schalp-schilp-schalp“ klingt. Auch das Weibchen schilpt, wenn auch nicht so laut und ausdauernd. Der Gesang wirkt, wenn ein anderes Männchen in der Nähe ist, laut und aggressiv und hinterher wird es mit den gleichen Schilp-Tönen verjagt.

Unterbringung
Auch wenn das Goldbrüstchen nicht so empfindlich ist, so sollte es doch eingewöhnt werden. Etwa zwei Wochen bei etwa 20 °C im Heckfach mit ausreichendem Futter, Trinkwasser und regelmäßig Badewasser und alles ohne Stress, macht das Goldbrüstchen fit. Danach kann die Temperatur ruhig niedriger sein, so bei 18 bis 20 °C, niedriger sollte man für die Zucht nicht gehen. Wenn noch ein paar Koniferenzweige vorn am Giter eingesteckt sind, so fühlt es sich sicher. In dieser Zeit beobachtet man es, ist das Gefiederkleid glatt und enganliegend, so ist es in Ordnung. Auch Goldbrüstchen sind meines Erachtens Vögel für eine Voliere. Praktisch benutzt man eine Innenvoliere. Die Temperatur kann nach der Brutzeit bis 15 °C herabgesetzt werden. Die Voliere sollte gut mit dichten Sträuchern bestückt sein. Zusätzlich ist es angebracht die Wände mit Koniferenzweige zu verkleiden, es baut nämlich gerne sein Nest im dichten Gezweig, seltener nimmt es eine Nisthilfe in Anspruch. Die Voliere sollte hell sein. Während bei mir im Winter das Licht zehn Stunden brennt, sind es zur Brutzeit vierzehn Stunden. Auf dem Boden der Voliere muss Platz sein, da es sich meistens auf dem Boden aufhält. Die Goldbrüstchen waren bei mir mit einem Paar Schmetterlingsastrilden untergebracht. Sie vertrugen sich ausgezeichnet, nur jedes Männchen achtete darauf, dass der unmittelbare Nestbereich frei blieb. Die Goldbrüstchen badeten täglich bis zur völligen Durchnässung.

Fortpflanzung
Goldbrüstchen sollten nicht vor einem Jahr für die Zucht eingesetzt werden. Auch sie leben in einer monogamen Dauerehe. In der Voliere tätigen sie bis zu vier Jahresbruten. Man sollte zwei, im Höchstfall drei Bruten zulassen und versuchen weitere zu verhindern. Dieses geht aber nur wenn das Pärchen getrennt wird. Wir sollten uns immer vor Augen führen, das Jungenaufzucht Schwerstarbeit ist und man möchte ja keine ausgelaugten Geschöpfe in der Voliere haben, sondern sie sollen uns erfreuen.

Balz - Paarung
Goldbrüstchen zeigen keine Halmbalz. Die Balz findet auf dem Boden statt. Sie dient nicht nur der Paarfestigung, sondern auch als Einleitung für die Kopulation. Das Männchen steht neben dem Weibchen, sträubt sein Gefieder, fächert den Schwanz mehr oder weniger und verbeugt sich nach der vom Weibchen abgewandten Seite. Zwischendurch trippelt es vor dem Weibchen hin und her, verbeugt sich links und rechts und lässt sein Lied hören. Nach einigen Verbeugungen dreht es den Schwanz in Richtung Weibchen. Hierbei kann es passieren, dass das Weibchen eine Halmbalz ausführt. Es ist doch interessant zu wissen, dass bei den Goldbrüstchen die Halmbalz beim Weibchen noch vorhanden und beim Männchen völlig verlorengegangen ist. Zur Kopulation pickt das Männchen sein Weibchen ins Nackengefieder. Ist es paarungsbereit, so hockt sich das Weibchen hin und fordert mit dem Schwanz zitternd zur Kopulation auf. Diese wird flügelschlagend um Gleichgewicht zu halten ausgeführt. Danach kraulen sie gegenseitig ihr Gefieder oder gehen der Nahrungssuche nach.

Nest
Goldbrüstchen sind nicht wählerisch, wenn es um den Nestplatz geht. Bauen sie in der freien Natur hauptsächlich in dichten Sträuchern oder übernehmen alte Nester, so ist in Menschenobhut jedes Nistkästchen, ob halboffen oder geschlossen, recht. Sie schaffen es immer aus Heu, Grashalmen, Kokosfasern anders erreichbares Material zu einem kugelförmigen Nest, mit einer kurzen Eingangsröhren zu bauen. Die Mulde wird gerne dick mit Federn ausgepolstert. Das Männchen schafft das Material herbei und lässt es vom Weibchen verbauen. Die Bauzeit beträgt meistens zwei bis drei Tage.

Ei - Gelege
Das Gelege besteht in der Regel aus drei bis sechs, manchmal auch mehr weißen Eiern. Die Eier werden täglich gelegt. Brutbeginn ist die Ablage des dritten bzw. vierten Eies. Die Brutdauer beträgt zwölf bis vierzehn Tage. Beide Partner brüten.

Schlupf - Aufzucht
Die Jungen werden von beiden Eltern gefüttert und etwa eine gute Woche gehudert. Danach brechen auch die ersten Federkiele durch die Haut und die Augen öffnen sich. Die Jungen richten sich jetzt im Nest so aus, dass alle mit demSchnabel zum Eingang sitzen. Der Kot wird von den Jungen an die Nestwand geklebt und trocknet dort fest. Mit achtzehn bis zwanzig Tagen fliegen die Jungen aus. Sie betteln die Eltern an und stellen dabei einen, bei kleinem Hunger bzw. zwei Flügel bei großem Hunger hoch. Es muß jetzt aufgepasst werden, dass kein Junges in der Voliere sitzt und verklammt. Sie werden noch ein paar Nächte ins Nest zurückgelockt. Mit dreißig bis vierunddreißig Tagen sind sie selbständig. Sie sollten wenn die Folgebrut nicht gestört wird, so lang als möglich bei den Eltern verbleiben.

Ernährung
Ganzjährig steht ihnen zur freien Aufnahme zur Verfügung, ein Gemisch von vier kleinen Hirsearten und eine Spezialmischung für Hänfling-Girlitz, welche hauptsächlich aus Grassämereien, Brenn-Nessel, Salat, feinem Fichtensamen und Nachtkerze besteht. Wie schon einmal erwähnt, nehmen Goldbrüstchen ihre Nahrung vom Boden auf. Deshalb gebe ich ihnen die Mischungen in größeren Blumenuntersetzern. Weiterhin bekommen sie ein Mineralgemisch und Erde aus vermoderten Buchenstümpfen. In unregelmäßigen Abständen werden Kolbenhirse und auch Kräuter mit reifen und unreifen Samen und Koniferenzweige angeboten. Bei gutem Wetter werden der Jahreszeit entsprechend, nachstehende Pflanzen mit Samen gereicht: Löwenzahn, Vogelmiere, Breitwegerich und Hirtentäschel. Beim Löwenzahn muss der Pappus abgetrennt werden, da sonst die ganze Voliere bei jedem Fliegen der Vögel voller Fallschirme ist. Im Winter gehen sie gerne an ein Stück Salatgurke oder Apfel. Wichtig ist das Lebendfutter, es sollte mehrmals am Tage in kleinen Portionen gereicht werden. Bei zuviel Futter sperren die Jungen nicht oder die Eltern werden zu früh wieder brutlustig. Es darf aber auch nicht zu wenig sein, dann werden die Jungen nicht satt und sterben. Es immer zum Schaden der Jungen. Als Lebendfutter ist sehr viel zu gebrauchen: Tubifex, Mückenlarven, Wasserflöhe, Blattläuse, Fruchtfliegen. Enchyträen, Puppen der Rasenameise und mit zunehmendem Alter der Jungen, Puppen und Larven des Mehlkäfers. Sie merken schon, es gibt sehr viel, wichtig ist nur, dass die Altvögel das Lebendfutter vorher kennenlernen. Während der Aufzucht und der Mauser wird zweimal in der Woche entweder das Wasser oder das Körnerfutter vitaminisiert. Eifutter wurde von den Goldbrüstchen nicht beachtet.

Ausklang
Das Goldbrüstchen ist ein ansprechendes Wesen, zudem verträglich, genügsam und zutraulich. Seine Zucht ist relativ leicht, es wurden allein 1997 in der AZ-Nachzuchtstatistik 141 junge Goldbrüstchen aufgeführt. Seine Haltung in einer Zimmervoliere mit anderen Prachtfinken kann ich nur empfehlen, weil hier das muntere Treiben der schönen Vögel erst richtig zur Entfaltung kommt.